Nationalrätin Bea Heim (SP/Kanton Solothurn) engagiert sich für die Sicherheit im Schienengüterverkehr. Mitte Juni hat sie eine Güterzugs-Betriebskontrolle des Bundesamts für Verkehr (BAV) begleitet. Um den Schienengüterverkehr weiter zu stärken, wünscht sie sich noch strengere hoheitliche Vorschriften und mehr Kontrollen. Über die Gründe für ihr Engagement spricht sie im Interview mit "BAV News".
Sie haben kürzlich eine BAV-Betriebskontrolle von Güterzügen begleitet. Woher kam dieser Wunsch? Ich engagiere mich seit vielen Jahren für den Schienengüterverkehr, weil er für mich die ökologisch und ökonomisch sinnvollste Art des Gütertransportes über mittlere und lange Strecken ist. Der Sicherheitsaspekt ist zentral. Deshalb wollte ich mir ein Bild machen von den Arbeiten vor Ort. Das gibt einen besseren Eindruck als nackte Statistiken. Die Schweiz ist ein wichtiges Bindeglied im Nord-Süd-Verkehr. Die Bahnachsen durchqueren dicht besiedelte Ballungszentren wie Basel-Olten-Bellinzona oder den Raum Zürich. Darum wollte ich wissen, was alles getan wird, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Welchen Eindruck hatten Sie von der Kontrolle? Einen sehr guten. Die Kontrolle war effizient und sachgerecht. Dabei habe ich aber auch erfahren, dass es keine Vorschriften gibt, Güterzüge mit Entgleisungsdetektoren auszurüsten - eine in der Schweiz entwickelte, hervorragende Sicherheitsmassnahme. Hier gibt es international noch einiges zu tun. Das zeigt mir auch, dass es statt Branchennormen noch häufiger hoheitliche Sicherheitsvorschriften braucht und zwar nicht nur für die Schweiz sondern im gesamten europäischen Raum. Im Rahmen der Budgetdebatte werde ich zudem darauf achten, dass die geplanten Sparprogramme nicht zu Kürzungen bei den Sicherheitskontrollen führen. Sie engagieren sich seit längerem für die Sicherheit des Schienengüterverkehrs. Weshalb? Wie gesagt, halte ich den Güterverkehr auf der Schiene für die sinnvollste Art des Gütertransportes über mittlere und lange Strecken. Ausserdem ist ein gut funktionierender Schienengüterverkehr ein zentrales Element des in der Verfassung verankerten Alpenschutzes. Die Akzeptanz bei den Schweizerinnen und Schweizern ist sehr gross. Damit das auch so bleibt, ist alles Menschenmögliche zu unternehmen, dass es zu keinen massiven Zwischenfällen oder gar lokalen Katastrophen kommt. Gibt es weitere Gründe für Ihr Engagement? Der Kostendruck ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen, was auch den Druck auf die Mitarbeitenden vergrössert. Die Aufgabe einer verantwortungsvollen Politik, wie ich sie verstehe, muss es deshalb sein, hier die Rahmenbedingungen zu verbessern, damit gar nicht erst die Versuchung aufkommt, bei der Sicherheit zu sparen. Das sind wir den Mitarbeitenden im Schienengüterverkehr schuldig und auch den Anwohnenden der Strecken. Diese Überlegungen stehen hinter den Vorstössen, welche ich im Parlament zu diesem Thema eingereicht habe. Im heutigen System fällt den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) dieHauptverantwortung für die Sicherheit zu. Tun sie genug? Mit scheint das heutige Kontrollsystem nicht so sicher, wie es sein sollte. Die hohe Zahl vom BAV beanstandeter Wagen ist für mich nicht primär das Ergebnis von strengen Kontrollen, sondern deutet vielmehr daraufhin, dass die EVU unzureichend kontrollieren. Es ist eine plausible Vermutung, dass die geringe Dichte der BAV-Kontrollen dazu verleiten, einen Zug auch bei Zweifeln mal laufen zu lassen, weil «es» wahrscheinlich niemand merkt. Das ist zwar menschlich, aber eben auch brandgefährlich. Ein weiteres Problem ist die zum Teil schlicht unwirksame Aufsicht im Ausland. Wenn ich höre, dass in Italien rote Zettel an die Wagen geklebt werden, die Züge aber trotzdem fahren gelassen werden, sträuben sich mir die Nackenhaare. Das BAV legt die Anzahl der Kontrollen so fest, dass es sich ein Bild machen kann über die Häufung bestimmter Mängel. Diese geht es dann direkt mit den Bahnen, Verladern und Wagenhaltern an. Wie beurteilen Sie die Sicherheitsaufsicht des BAV? Die BAV-Leute machen einen guten Job, haben aber zu wenig Ressourcen. In diesem Sinn halte ich die Sicherheitsaufsicht des BAV für qualitativ gut, aber quantitativ ungenügend. BAV-News - Nr. 32 - Juli 2015 |
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