Die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr begrüsst, dass der Bundesrat umfassend zu den Ausbauprogrammen für die Bahninfrastruktur berichtet und seine Vorschläge für deren Weiterentwicklung präsentiert. Der IGöV gehen die Vorschläge des Bundesrats allerdings deutlich zu wenig weit.
Modalsplit: Die angestrebte Verbesserung des Modalsplits des öV um 3 Prozent bis zum Jahr 2050 ist deutlich zu wenig ambitioniert. Noch vor einem Jahr strebte der Bundesrat eine Verdoppelung (d.h. plus rund 20 Prozent) an. Auch wenn dies möglicherweise etwas zu hoch gegriffen ist, so sind die vom Bundesrat angestrebten 3 Prozent als ambitionslos und tiefgestapelt zu beurteilen. Die IGöV fordert, dass die Angebots- und Ausbauplanung für die Bahn und den öffentlichen Verkehr auf eine Erhöhung des Modalsplits bis 2050 von wenigstens 10 bis 12 Prozent ausgerichtet werden. Stossrichtung für die Bahnperspektive 2050: Entsprechend obiger Zielsetzung beurteilt die IGöV die vom Bundesrat vorgeschlagene Stossrichtung «Weiterentwicklung der Bahn auf kurzen und mittleren Distanzen» ebenfalls als deutlich zu wenig ambitioniert aus. Der Fokus auf den Agglomerationsverkehr und raumplanerische Massnahmen ist zwar richtig, vermag aber die Zielsetzungen allein nicht zu erfüllen. Die IGöV verlangt deshalb, dass der Bahnperspektive 2050 die Stossrichtung «Weiterentwicklung der Bahn auf lange Distanzen» zu Grunde gelegt wird. Die Ausbauprogramme sind entsprechend zu überarbeiten. Einschränkungen durch Baustellen: Die Realisierung der zahlreichen Grossprojekte führt heute, zusammen mit den laufenden Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten, zu teilweise einschneidenden Angebotsverschlechterungen beim Bahnangebot. Auf gewissen Abschnitten wie z.B. im Raum Bern oder Liestal (um nur einige zu nennen), wechseln monatlich, ja fast wöchentlich die Fahrpläne, und wichtige Verbindungen fallen oft über eine längere Zeitdauer ersatzlos weg. Die IGöV verlangt deshalb, dass die Interessen der Bahnkundinnen und Bahnkunden künftig beim Netzausbau besser berücksichtigt werden. Hierzu sind Baukonzepte zu entwickeln, die deutlich weniger Einschränkungen für die Kundschaft zur Folge haben - ohne aber die Bauzeiten zu verlängern. Dafür braucht es Innovation beim Bauen. Die IGöV schlägt deshalb vor, dass der Bundesrat ein Innovationsprogramm für neuartige, kundenfreundliche Baumethoden entwickeln lässt und dessen Umsetzung finanziert. Schleichende Fahrzeitverlängerungen: Die IGöV macht sich Sorge, über die schleichenden – nicht nur baustellenbedingten – Fahrzeitverlängerungen auf zahlreichen wichtigen Hauptstrecken in den letzten Jahren. Die SBB haben angekündigt, dass sie in Zukunft zu noch mehr Fahrzeitverlängerungen greifen möchten. Dort wo Anschlüsse wegen dieser Fahrzeitverlängerungen nicht mehr gehalten werden können, wird die Reise nicht nur um ein paar Minuten, sogar um 30 Minuten und mehr länger. Im Zusammenhang mit kantonalen Begehren für zusätzliche Halte im Fernverkehr rechnet die SBB stets vor, dass Fahrzeitverlängerung einen Nachfragerückgang zur Folge haben - und lehnt die Begehren mit dieser Begründung meistens ab. Die bereits eingetretenen und weitere geplante Fahrplanverschlechterungen (z.B. Konzept Romandie 2025) haben somit zur Folge, dass die Bahn Marktpotenziale «verschenkt» und eine Verschlechterung des Modalsplits in Kauf nimmt. Auch aus diesen Gründen ist es von grösster Bedeutung, dass mit dem oben genannten Innovationsprogramm in Zukunft so gebaut wird, dass der laufende Betrieb möglichst wenig beeinträchtigt wird. |
WilkommenDie Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr setzt sich für einen leistungsfähigen und kundenfreundlichen öV ein. IGöV Bern
IGöV Oberaargau IGöV Nordwestschweiz IGöV Zentralschweiz IGöV Zürich IGöV Ostschweiz CITraP Neuchâtel CITraP Vaud CITraP Genève Archiv
November 2024
|